ELEPHANTS JUMP

Podcast | “Werbelust” | Work-Life-Challenge

Ich würde mich freuen, wenn ihr in den aktuellen Podcast der WKW – Werbung Wien “Werbelust” reinhört. Die wunderbare Natascha Szakusits hat mir meine Gedanken zum Thema “Work-Life Challenge” entlockt. Im Fokus standen dabei die Herausforderungen vor denen Unternehmer*innen, mit den neuen Arbeitswelten und Lebenswelten der Mitarbeiter*innen, stehen. Viel Spaß beim Reinhören und lasst die Elefanten hoch springen! #keeponjumping #happiness

Was bedeutet Work-Life-Balance für dich persönlich?
Ich habe das Glück, dass mir mein Beruf sehr viel Freude bereitet. Mein Job ist extrem vielseitig, und bringt mich mit Menschen zusammen, die mich inspirieren, aber die auch ich inspirieren kann. Das bereitet mir Freude.

Klar ist manchmal wirklich viel zu tun und alles kommt zusammen. Als OneWomanShow, die ich heute wieder bin, müsste man sich manchmal 4teilen. Mein Alter hat mich aber gelehrt > am Ende des Tages geht sich alles aus.

Was mir wichtig ist, ist Wertschätzung. Wenn ich merke, dass meine Arbeit geschätzt wird und die Elefanten springen (damit meine ich, dass auftragstechnisch genug zu tun ist), bin ich in Balance und finde die Ruhe meine Familie und meine Freizeit auch genießen zu können. Aber ich muss zugeben, dass ich in meiner Selbstständigkeit natürlich „always on“ bin, und es schwer schaffe gänzlich abzuschalten. Gerade aufgrund der digitalen Vernetzung – die großartig ist – ist man einfach so gut wie immer erreichbar. Da braucht es schon viel Disziplin gänzlich loszulassen. 

Welchen Einfluss haben die digitalen Medien auf junge Mitarbeiter*innen, wenn es um das Thema Work-Life-Balance geht?
– Stichwort: unrealistische Vorstellung hinsichtlich Arbeitsplatz – man kann eh überall arbeiten.

Stichwort: Vorstellung Arbeitszeit.

Absolut. Sie beeinflussen die jungen Mitarbeiter*innen sehr, aber auch uns alte. Ich versuche immer auch was von den jungen Mitarbeiter*innen in den Unternehmen die ich betreue zu lernen, viele von ihnen sind wirklich fit was die neuen Medien betrifft. Aber viele lassen sich durch diese teilweise surrealen Erlebniswelten, die da auf Insta&Co gepostet werden ein Leben vorsuggerieren, dass es in dieser Weise leider oftmals nicht gibt. Diese Einblicke sind mit Vorsicht zu genießen, geben sie uns doch nur einen minimalen Ausschnitt des Lebens einer Person wieder.
Gerade in der Werbung und im Marketing glauben jüngere Mitarbeiter*innen dann oft, dass alles locker flockig und ganz easy ist. Ein bisserl online, Social Media und influencen – and thats it. Ist es aber nicht. Gebraucht wird eine 360-Grad Kommunikation die es mit der Vielzahl an Möglichkeiten – von analog bis digital, KI und ChatGPT in Zeiten der Transformation zu beherrschen gilt.
Das Handwerk muss gelernt sein. Man arbeitet meistens sehr eng mit der Geschäftsführung zusammen – Kommunikations-Skills sind also mehr als gefragt. Zudem muss seitens Marketing der Vertrieb gut versorgt werden und Hand in Hand gehen, was oftmals eine Gradwanderung ist. Zahlen müssen erfüllt werden und Dinge, die manchmal einfach nicht messbar sind, gerechtfertigt.


Wenn man also in einer Werbeagentur oder im Marketing eines Unternehmens anfängt und man glaubt, dass immer punkt 17.00 Uhr „Feierabend“ ist, dann wird man sehr schnell drauf kommen, dass dem so nicht ist. Wir hatten mal, als wir noch als Eventagentur arbeiteten, eine Bewerberin die spätestens um 15.00 Uhr nach Hause wollte. Naja, da muss man sich schon fragen, ob die Person nicht ein bisserl weltfremd ist.
Auch das Thema Home-Office ist nicht immer so einfach zu lösen. In manchen Unternehmen braucht es einfach die Anwesenheit der Mitarbeiter*innen. Work-Life-Balance hin oder her. Klar, das ist branchenspezifisch sehr unterschiedlich. Bei meinen Employee-Exerpience Projekten finden wir aber meistens eine Lösung, mit der alle Leben können. Und wenn nicht, dann ist es besser voneinander loszulassen bzw. das Arbeitsverhältnis gar nicht erst einzugehen. Man muss das nämlich schon auch aus Unternehmer*innen-Sicht betrachten. Gewisse Kernzeiten müssen einfach besetzt sein.

Work-Life-Balance als Teil des Unternehmenskonzepts – passen wir Unternehmer*innen uns an den Arbeitsmarkt an oder umgekehrt?

Wir wissen, dass sich heute eigentlich die Unternehmen bei den Arbeitnehmer*innen bewerben und nicht umgekehrt. Verfolgt man die Veränderungen in den Jobausschreibungen ist das ganz klar zu erkennen. Ein Obstkorb und sicherer Arbeitsplatz reichen nicht mehr aus. Incentives sind gefragt, vom Klimaticket, über ein Fitnessangebot bis hin zur Zusatzversicherung. Und das wenn geht noch alles auf lässig, freitags frei und mit einmal in der Woche Home-Office. Ich war und bin immer eine Verfechterin davon, den Mitarbeiter*innen so viel Freiraum zu geben wie möglich. Gerade in unserem kreativen Beruf geht nicht alles auf Knopfdruck und die besten Ideen kommen oft beim Laufen oder nachts. Solange die Performance passt, kann man z.B. mit mir immer gerne über Incentives reden. Aber vorher möchte ich wissen, dass der Wille besteht, ein Unternehmen voranzubringen und mit Verve bei der Sache zu sein. Also ein klares JA, wir passen uns an die neuen Arbeits-/Lebenswelten der Jüngeren an.

Wie wirkt sich die „geforderte“ Balance von Mitarbeiter*innen aktuell auf Kunden aus?

Ich erlebe es bei meinen Kund*innen immer wieder, dass Mitarbeiter*innen schnell das Handtuch werfen, wenn es viel wird. In dem Job muss man es aber schaffen mit mehreren Bällen zu jonglieren und auf die Dynamik eines Unternehmens einzugehen. Das betrifft vor allem KMUs und kleine Betriebe. Hier kann man sich schwer als Trittbrettfahrer durchschummeln, falls man das trotzdem versucht wird einem das dann auch schnell zum Verhängnis. In Konzernen oder Institutionen ist das ein bisserl anders. Das Team ist größer und man kann sich gegenseitig abfedern.
Die richtige Person für ein Unternehmen kleinerer Größe zu finden ist nicht leicht und so erlebt man oftmals als begleitende Agentur Phasen mit höherer Fluktuation. Hält jemand – ich würde sagen die ersten drei Monate durch (wobei das hier fast negativ klingt 😉) – denn solange dauert es auf alle Fälle bis man etwas Stabilität bekommt, dann ist der Job im Marketing oder der Kommunikation einer der besten und vielseitigsten der Welt. Und was man gern macht, macht man gut (Zitat: Werbeslogan Schärdinger) – und ist somit automatisch in Balance.

Welche Rolle spielen wir Arbeitgeber*innen dabei?

Wie oben erwähnt habe ich keine Mitarbeiter*innen mehr. Damals, als Agenturgründerin blieb dann, als wir ein Wachstum und die Agenturgemeinschaft beschlossen, am Ende wenig Zeit für meine eigentliche Arbeit. Klient*inne strategisch in ihren Marketing- und Kommunikationsagenden zu begleiten und kreative Konzeptionen zu schreiben. Der hohe administrative Aufwand hat mich in eine Dysbalance gebracht. Und am Ende des Tages wollten die meisten Kund*innen von den Partner*innen oder mir betreut werden. Was dann sicherlich wieder für unsere Mitarbeiter*innen nicht so toll war. Ich glaube man muss sich auch ganz bewusst die Frage stellen, welche Art von Mitarbeiter*in man für sein Unternehmen wirklich braucht. Deshalb ist es ganz wichtig sich beim Verfassen der Jobausschreibung Zeit zu nehmen und diese wirklich ganz klar, offen und informativ zu gestalten. Nur so werden keine falschen Erwartungshaltungen geweckt. Es sollte ja für beide Seiten keine Enttäuschungen geben und eine Win-Win-Situation sein.

Stichwort: Abfangen von Problemen, weil Mitarbeiter*innen z.B. um 15.00 Uhr ihren Arbeitstag beenden.

From Nine to Three… Ja, das wird halt schwierig werden, wenn man in einem Unternehmen ohne Schichtbetrieb (wie z.B. oftmals im Bereich Hospitality, Gastro, Tourismus) arbeitet und dann nachmittags nicht mehr erreichbar sein möchte. Aber mit einem flexiblen Arbeitszeitmodell ist vieles zu schaffen, um alle happy zu machen. Z.B. kann ich natürlich einer Arbeitskraft um 15.00 Uhr die Möglichkeit geben zu gehen, um z.B. das Kind vom Kindergarten oder der Schule abzuholen… wenn dann z.B. gegen späteren Nachmittag oder Abend noch mal die wichtigsten Mails gecheckt werden. Wie gesagt, bei mir persönlich zählt die Performance, nicht automatisch die Anwesenheit.

Hat sich die Sicht der Mitarbeiter*innen in den letzten Jahren verändert?

Ja, definitiv. Aber es haben sich ja auch unserer Lebenswelten sehr verändert. Das muss man alles mit einberechnen. Aber es ist natürlich auch bedenklich, wenn der Moderator einer Radiosendung quasi ab Mittwoch den Counttown in Richtung Wochenende zählt. Auch wenn man die Kommentare lustig findet – Sprache macht was in den Köpfen der Menschen…

Was war das skurrilste Erlebnis deiner Selbstständigkeit?
Als ich unverhofft mit 40 gemeinsam mit meiner Agenturpartnerin Karin beim großen Style-Contest des Lifeballs mit am Start war und am Red Ribbon defilierte. Das war wirklich mehr als skurril. Und ein unvergessliches Erlebnis.
Wir planten einen kleine Guerilla-Marketing-Aktion für einen Kunden von uns und ließen Models einkleiden und passende Outfits für unsere Mitarbeiter*innen machen, die die Aktion begleiten sollten. Naja, die Damen hatten dann doch keine Zeit. Also schlüpften Karin und ich in die Outfits. Schafften es mit dem Produkt im ersten Schritt auf den Ball, dann in den VIP-Bereich, dann zur Teilnahme am Style-Contest und finally auf den Laufsteg… und das alles mit dem Produkt.

Wir endeten im Super-VIP-Bereich – das Produkt noch immer im Schlepptau und waren mit unserem Foto > Produkt mit sehr bekannten Schauspieler, bei der APA Bild Nummer 2, waren auf CNN online zu sehen sowie im ORF. Der Kunde war zufrieden, und wir auf Wolke 7.

Was war für dich die größte Herausforderung oder das größte Learning als Selbstständige?

Resilient zu sein gegenüber Krisen und positiv bleiben, auch wenn die Zeiten mal schlecht sind. 2008 war Wirtschaftskrise. Alle Events und vieles an PR und Werbung wurde abgesagt. Flaute im Agenturgeschäft. Die Zeit nutzte ich für meinen Master in Public Advertising. Das hätte ich wohl neben dem normalen Alltag im Job nicht geschafft. 2020 sollte mein Jahr werden. Ein toller Auftrag in Aussicht, die Schäfchen umsatzmäßig bereits zu Jahresbeginn im trockenen. März 2020 – Lockdown. Auftrag geht flöten und auch sonst war in Sachen Experience Design nicht viel zu tun. Nach ein paar Wochen, in denen wenig bis nix zu tun war und mein Kopf frei war die Gedanken mal einfach fließen zu lassen, hatte ich dann die Idee mit den Maskenbändern, aus der sich die OneTwoHold GmbH entwickelte. Mit der OneTwoHold bin ich nun auch Designerin von innovativen u. stylischen Problemlösern.

Klar liegt der Fokus nun wieder im Agenturgeschäft, aber ich möchte diese Erfahrung nicht missen und es macht mir Spaß diese zweite Firma – von der ich noch nicht weiß, wie die Reise weitergeht – an den Start gebracht zu haben.

Mein Learning: von Rückschlägen und Krisen nicht unterkriegen lassen. Irgendwie geht es immer weiter. Denn Elefanten springen eben gerne, auch wenn man ihnen nachsagt das gar nicht zu können.

Hast du einen Tipp für andere Unternehmer*innen für eine optimale Work-Life-Balance?
Auch mal Nein zu sagen. Das meine ich beruflich als auch privat. Sich bewusste Auszeiten zu nehmen. Neugierig zu bleiben. Neues auszuprobieren. Auf ein Trampolin zu steigen und einfach springen. Das macht richtig Spaß und hält zudem fit. #staychildish and #keeponjumping sozusagen.

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Ich freue mich sehr über den heutigen Artikel im Online-Standard. Danke WKÖ – Wirtschaftskammer Österreich, Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation, für euren Support! Hier gehts zum